Kleine Geschichte der Kirchengemeinde Kirberg

Die heutige Kirchengemeinde Kirberg besteht aus ihren evangelischen Mitgliedern in den beiden Nachbardörfern Kirberg und Ohren. Diese zählen gemeinsam mit Nauheim, Neesbach, Heringen, Dauborn und Mensfelden zu der im Jahre 1971 eingerichteten Großgemeinde 65597 Hünfelden mit dem Verwaltungssitz in Kirberg.

Kirberg und Ohren können ihre Ursprünge bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Besonders Kirberg verfügt über eine hervorgehobene Vergangenheit als Dekanatssitz, die bis in die Jahrhunderte der Goldenen Grafschaft Diez und weiter zurückreicht. In diesen Zeiten stand schon eine Kirche auf dem Schalsteinfelsen in Kirberg, deren Baugeschichte vielleicht bis zum Beginn der Christianisierung in unserer Heimat zurückgeht.

In der bisherigen Zugehörigkeit zu Diez trat im Jahre 1355 eine Änderung ein. Nach verschiedenen Streitigkeiten wurde das spätere Amt Kirberg eingerichtet. Es hatte zwei Landesherren zu gleichen Teilen, und zwar die Grafen zu Diez und die Herren von Nassau-Weilburg-Merenberg. Die alte Kirche auf dem Felsen wurde abgetragen um an ihrer Stelle eine Burg zu erbauen. Unterhalb dieser Befestigung aber wurde im heutigen Ortskern eine neue Kirche errichtet mit einem danebenliegenden Kirchhof.

Trotz zahlreicher Baumaßnahmen gehen wesentliche Anteile des heutigen Kirchengebäudes immer noch auf diese alten Zeiten zurück. Aus diesem 14. Jh. sind bereits eigene Kirchwege von Ohren nach Kirberg überliefert, so dass auch die heute noch bestehende enge Verbindung der beiden Dörfer bis weit ins Mittelalter zurückgeht.

Das Amt Kirberg bestand aus den Dörfern Kirberg, Heringen, Neesbach, Nauheim und Ohren. In dieser Form blieb es über die Jahrhunderte unverändert und wurde erst 1806 aufgelöst und anderen Verwaltungseinheiten zugeteilt. Ebenso hatten diese fünf Dörfer über all diese Jahrhunderte hinweg zwei gleichberechtigte Landesherren. Als sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Lehren Martin Luthers in Deutschland ausbreiteten, da folgten ihnen beide Landesherren und auch das Amt Kirberg wurde reformiert.

Gemäß einigen erhaltenen Dokumenten und den Ergebnissen früherer Forschung dürfen wir davon ausgehen, daß die Reformation zum Luthertum spätestens im Jahre 1535 Fuß gefasst hat. Seit etwa diesem Jahr wurden auch Visitationen von evangelischer Seite her durchgeführt. Die vorgesetzte Behörde war zunächst in Weilburg, später dann in Idstein. Zugleich wurden künftig auch nur noch Pfarrer berufen, die sich zur Lutherischen Lehre bekannten. Zum Ende des 16. Jahrhunderts bestand bereits die Kirchengemeinde Kirberg mit Ohren als Filiale. Die Ohrener gingen damals nach Kirberg zur Kirche, und beerdigten hier auch ihre Toten.

Im 16. Jahrhundert gelangte der bisherige Diezer Anteil an die Grafen von Nassau-Dillenburg. Als nun der Niederländische Zweig dieser Grafenfamilie zum Kalvinismus konvertierte, folgte der heimische Landesherr Johann VI. diesem Vorbild. Im Ergebnis wurden die Gemeinden Dauborn und Eufingen als alleiniger Besitz Nassau-Dillenburgs ebenfalls kalvinistisch. Im Amt Kirberg blieb es jedoch bei der alten Ordnung, und auch Kirberg und Ohren blieben bei der lutherischen Religion. Lediglich die Visitationen wurden künftig nur noch von der lutherischen Kirchenaufsicht in Idstein durchgeführt, wohingegen sich die beiden Landesherren jedoch weiterhin in der „Präsentation“ der Pfarrer im Wechsel ablösten.

In der Folge sind zahlreiche Streitigkeiten zwischen den Kirberger und Dauborner Pfarrherren zu verzeichnen. So konfirmierte der Dauborner wiederholt Kinder der Kirchengemeinde Kirberg, obwohl sie noch nicht 14 Jahre alt waren, wie es hätte sein sollen, und die damit dem Kirberger „abgingen“. Zudem wurde der Dauborner mehrmals in Kirberg angetroffen, als er in den Häusern „missionierte“. Die Beschwerden des Kirberger Pfarrers und der Kirberger und Ohrener Kirchenvorsteher hatten so gut wie keinen Erfolg.

Gleichwohl gab es immer wieder auch reformierte Bürger in Kirberg und Ohren, die nach einem Umzug bei ihrem alten Glauben geblieben waren. Daneben bestand seit dem 17. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde in Kirberg. Katholische Einwohner hat es jedoch auch vor dem 2. Weltkrieg und den entsprechenden Bevölkerungsverschiebungen sowohl in Kirberg als auch in Ohren immer gegeben.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die gesamte Gegend mehrmals mit der Pest geschlagen In der Folge führte dies zu einer Abspaltung Ohrens. Zunächst verweigerten die Kirberger den Ohrenern die Nutzung des Friedhofes. Danach wurde in Ohren ein eigener Friedhof eingerichtet, gefolgt von der Gründung einer eigenen Kirchengemeinde. Zugleich errichteten die Ohrener auf diesem neuen Friedhof auch eine eigene Kapelle, später ersetzt durch eine Kirche. Nun bestand über lange Zeit ein Kirchspiel Kirberg mit den beiden selbständigen Kirchengemeinden Kirberg und Ohren. Der gemeinsame Pfarrer hatte immer noch seinen Dienstsitz in Kirberg, wurde aber gelegentlich durch Kaplan unterstützt. Viele der Ohrener Dienstpflichten wurden jedoch zumindest seit 1717 und der Einrichtung der Schule vom Ohrener Lehrer wahrgenommen.

Der 30-jährige Krieg brachte nicht nur Not und Verderben sondern er führte auch zu einem vollständigen Niedergang der kirchlichen Einrichtungen. Die Kirche in Kirberg brannte aus, das Pfarrhaus samt Scheune und Stall wurden ebenfalls ein Opfer der Zerstörung. Über mehrere Jahre hinweg war die Sache der Religion in beiden Dörfern völlig „abgekommen“. In den langen Kriegsjahren sind wohl auch die alten Kirchenbücher vernichtet worden, von denen Pfarrer Hirziger im Jahre 1613 noch berichtet.

Im Jahre 1656 wurde das Kirchspiel Kirberg neu eingerichtet und auch ein neues Kirchenbuch angelegt. Aufgrund der schlechten Kassenlage der Kirchengemeinde musste der nunmehrige Pfarrer J. Heinrich Ebenau dieses erste Buch aus eigener Tasche bezahlen. In der Regel wurden die Ohrener Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle, die sogenannten Kasualien, in die Kirberger Bücher mit eingetragen. Aus der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts ist noch ein eigenes Ohrener Buch überliefert. Bis in die Zeit des Herzogtums wurden diese Bücher nach dem Geschmack der jeweiligen Schreiber geführt.

Nach 1806 sind die Bücher vorgedruckt mit Spalten und Reihen, und auch die notwendigen Einträge damit vorgegeben. In der älteren Zeit schwanken die Einträge von knappen Daten bis zu weitschweifigen Niederschriften. Gemessen an anderen Kirchengemeinden sind unsere Kirchenbücher im allgemeinen recht gut geführt, gelegentlich scheinen einzelne Einträge versäumt worden zu sein, größere Lücken gibt es aber nicht zu beklagen. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Zahl der überlieferten Kirchenbücher recht hoch scheint. Zusammen mit den sogenannten Zivilstandsregistern des 19. Jahrhunderts verwahrt die Kirchengemeinde Kirberg mittlerweile rund 40 dieser alten Verzeichnisse.

Etwa im Jahre 1790 trat in dem ewigen Miteinander und Nebeneinander der Kirberger und Ohrener wieder einmal eine Änderung ein. Die Ohrener Kirche wurde als Gotteshaus aufgegeben und die Ohrener gingen wieder nach Kirberg zum Gottesdienst. Künftig wurde ein gemeinsamer Kirchenvorstand eingerichtet, der zunächst aber noch zu gleichen Teilen aus Ohrenern und Kirbergern bestand. Ebenso sprach man nun kaum noch von dem Kirchspiel Kirberg, sondern von der Kirchengemeinde Kirberg-Ohren.

Im Jahre 1806 gelangte das bisherige Amt Kirberg an das neu errichtete Herzogtum Nassau. Die bisherige Zweiherrschaft hatte ein Ende. Ebenso endete aber auch alsbald der beständige Gegensatz des Luthertums in Kirberg und Ohren zum Kalvinismus in Dauborn und Eufingen. Mit der sogenannten Nassauischen Union des Jahres 1817 wurde die bisherige lutherische Kirche mit der reformierten Kirche auf die Anweisung der Obrigkeit hin vereint. Künftig gab es daher nur mehr eine einzige große evangelische Landeskirche im Herzogtum, statt Lutheranern oder Kalvinisten gab es nun Unierte im Land.
Im Jahr 1824 wurde der bisherige Kirchhof um die alte Kirberger Pfarrkirche aufgehoben und außerhalb des Dorfes ein neuer Friedhof angelegt. In Ohren blieb es jedoch bei der alten Regelung, obwohl es starke Bestrebungen gab, die Friedhöfe im ganzen Land in die Außenbereiche der Dörfer zu verlegen.

Das Jahr 1831 brachte eine weitere gewichtige Änderung. Mit Christian Daniel Vogel zog ein angesehener und im ganzen Land bekannter Mann als Seelsorger ins Pfarrhaus. Hier vollendete er auch in den folgenden Jahren die bedeutendsten seiner historischen Schriften. Im Pfarrhaus sind auch einige Dokumente aus seiner Hand erhalten, die darauf hinweisen, daß er wohl eine Kirberger Kirchengeschichte vorbereitet hat.

Die große Anstrengung, die ihm sein Hauptwerk, Die Beschreibung des Herzogthums Nassau abverlangte, hat die Fortführung oder gar Vollendung dieses Vorhabens verhindert. Vogel hat jedoch zu Beginn seiner Tätigkeit in Kirberg unter anderem auch ein Inventar angelegt. Hier finden wir denn auch die früheste Erwähnung der bemalten mittelalterlichen Kirchenfenster, die heute eines der wertvollsten Besitztümer der Kirchengemeinde darstellen.

Ein anderes Kulturgut haben wir Christian Daniel Vogel selbst zu verdanken, zumindest seiner Beharrlichkeit. Es ist die Dreymann-Orgel, die im Jahre 1838 auf das energische Betreiben Vogels angeschafft wurde und heute ein Kunstdenkmal ersten Ranges darstellt.

Mittlerweile steht auch in Ohren wieder eine Kirche. Erbaut 1965 und mit 2 Glocken versehen ist sie auch von ihrem Äußeren schon eine Besonderheit.

Der Name der Kirchengemeinde wurde im Zug der vielfältigen Neuorganisation nach dem 2. Weltkrieg auf kirchlicher Landesebene neu geregelt und lautet amtlich nunmehr „Kirchengemeinde Kirberg“. Um der Beteiligung der Ohrener aber gerecht zu werden, findet sich in offiziellen Ankündigungen zunehmend die Erweiterung „Kirchengemeinde Kirberg in Kirberg und Ohren“.

Im Kirchenvorstand selbst sind Ohrener und Kirberger etwa nach der Zahl der Mitglieder im jeweiligen Dorf vertreten.

Nicht zuletzt auf Grund der Niederschriften des Pfarrers Christian Daniel Vogel, auf die sich unter anderem bereits Hugo Grün in seiner Schrift zum Kirberger Jubiläum berufen konnte, war es möglich, die nun folgende Pfarrerliste bis zu den frühen Zeiten der Reformation zu erstellen. Vikare und Vertretungen sind hier aber weggelassen.

Pfarrerverzeichnis

1.Christoph Maler, aus Beuerbach,1535 bis 1552.
2.Johannes Weiss, von Camberg,1552-1566.
3.Balthasar Koch, von Usingen,1566-1613(†).
4.Johann Hirziger, aus Nidda,1612-1651(†).
5.Tobias Gleyberger, seit 1652 Vikar in Kirberg,Pfarrer 1654-1656.
6.Johann Heinrich Ebenau, aus Gießen,1656-1672(†).
7.Johann Justus Löber, aus Gießen,1672-1698(†).
8.Jeremias Anton Ebenau, aus Kirberg,1699-1715(†).
9.Philipp Jacob Michaelis, aus Idstein,1715-1762(†).
10.Johann Jacob Touby, aus Selters (Wied),1762-1795,seit 08.09.1762.
11.Christian Friedrich Bickel, aus Neuweilnau,1795-1808.
12.Johann Jacob Touby, aus Diez,1808-1813.
13.Heinrich Wilhelm Anton Genth, aus Kirberg,1815-1828,(†1830).
14.Christian Daniel Vogel, aus Neuhütte-Eberbach,1831-1852(†).
15.Christian Wasmuth, aus Hahnstätten,1853-1.4.1868(†).
16.Friedrich Ludwig Herdt, aus Wiesbaden,1868-1877,†Wbn.1910.
17.Emil Ohly, aus Niedermeilingen,1877-1882,†Elberfeld.
18.Dr.Arnold Ruprecht Vogel, aus Kirberg,1882-1911(†).
19.Heinrich Mager, aus Elkerhausen,1911-1915,†in Wbn.
20.Ewald Haibach, aus Strüth,1915-1959.
21.Gerd Raudnitzky,1959-1963.
22.Jacob Hofmann,1963-1990.
23.Dr.Hans-Helmut Lößl, seit 1991, aus Bad Orb.

Entnommen aus dem Internetauftritt der Evangelische Kirchengemeinde Kirberg in Kirberg und Ohren.
http://www.dike.de/kirberg/index.html