Burg und Fleckenmauer

"Anno 1355 ward Kirchberg in der Grafschaft Dietz begriffen
(ummauert) zu einer Stadt. Das thäte Graff Gerhard von Dietz
vorgenannt und brache die Kirche ab" - sie, die damals 500
Jahre alte, dazu recht baufällige Holzkirche stand dem neuen
Unternehmen (1355) im Wege - "und bauete die Burg auff die
Statt und ward da genannt "Kirchburg" und zuvor hieß es "Kirpurg".
(Auszug aus der Limburger Chronik)



Die Anfänge der Burg gehen, wie der gesamte Flecken, auf eine Streitigkeit zwischen den Grafen von Dietz und den von Nassau-Merenberg zurück. Das Diezer Grafengeschlecht hatte schon seit Jahrhunderten einen Gerichtsbann (eine hohe Gerichtsbarkeit, die durch den König verliehen wurde "Bannleihe"), der auch auf dem Gebiet des heutigen Flecken lag. Da die Grafen von Nassau-Merenberg Erbansprüche auf das Gebiet erhoben, kam es im Jahre 1353 zu einer Fehde zwischen den beiden Grafenhäusern.
Zwei Jahre später, im Jahre 1355, erfolgte die Schlichtung in der Streitigkeit. Als Teil der Einigung sollte dann auf dem Schalsteinfelsen, der bereits seit dem 8. Jahrhundert eine der ältesten christlichen Kirchen in der Region beherbergte, eine Burg errichtet werden, beide Grafengeschlechter sollten die Burgherren dieser Burg werden.

Die auf dem jetzigen Burgfelsen vorhandene Kirche wurde abgetragen und an deren Stelle die Burg errichtet. Die vorhandene Siedlung unterhalb des Burgfelsen wurde vergrößert und mit einer Stadtmauer versehen. Ebenso wurde die neue Kirche an ihrem jetzigen Standort gebaut.

Jedoch wurde schon um 1500 bei einer Inspektion auf verschiedene Mängel an der Burganlage und der Stadtmauer hingewiesen. Insbesondere wurde die schlechte Wacht auf dem Burgturm und der Mauer in diesem Bericht vermerkt.

Wie lange die Burg von den Grafengeschlechtern genutzt wurde ist leider nicht bekannt. Bekannt ist, dass um 1670 der letzte Wächter den Burgturm bewohnte. Drei Jahre später ging die Burg in den Besitz des Kellers Roßbach über, welcher zum Verdruss der Bevölkerung einen "mit Weinstöcken besetzten Lustgarten" aus ihr machte. Dank der Bevölkerung Kirbergs hatte dieser "Lustgarten" aber keinen langen Bestand.

Da die Burg kein fester Wohnsitz beider Grafen war verfiel die Anlage bald. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts wurde berichtet, dass einige Gebäude auf dem Burgfelsen schon bis auf die Grundmauern verfallen sind. So wurde 1790 die Burg zum Abbruch freigebenden und die Steine fanden Verwendung beim Chausseebau.

Nach dem Krieg 1870/71 wurden noch weitere große Teile von der Burganlage abgetragen, und für Straßen- und Hausbau genutzt. Erst viele Jahre später wurde dieser Raubbau unterbunden.

Das untere Stadttor wurde schon im Jahre 1818, dem damaligen „Schönheitssinn“ entsprechend, abgerissen.

Infolge der Brandkatastrophen von 1796 und 1850 wurde die alte Fleckenmauer im Westen abgebaut, das Anwachsen der Bevölkerung machte den Bau einer vierten Parallelstraße, der Neugasse (heute Teil der Limburger Straße), erforderlich.

Daher ist heute nur noch ein kleiner Teil der ehemaligen Ringmauer erhalten geblieben. Einige Teilstücke wurden in den letzten Jahren schon saniert, jedoch liegt ein großer Teil der alten Befestigung im Verborgenen zwischen der Bundestraße und alten Anwesen und verfällt immer weiter.

Die Burganlage wurde Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts durch die Freiwillige Feuerwehr Kirberg als Veranstaltungsort wiederentdeckt und nutzbar gemacht. Heute wird die Burg für Feste aller Art genutzt, hervorzuheben sind hier Burgfeste der Freiwilligen Feuerwehr und des Gesangsvereins, die jährlich, immer im Wechsel ausgetragen werden.